Das OEG

Das Opfer-Entschädigungs-Gesetz SGB I §68

http://www.gesetze-im-internet.de/oeg/index.html (hier das Gesetz; die Zusammenfassung ist keine Rechtsberatung)
Eine Zusammenfassung, Linksammlung und alles was wichtig ist für in Deutschland Geborene (es gibt viele Ausnahmeregelungen auf die ich mich nicht beziehe).
Wird aktuell bearbeitet und eine Neufassung wird es 2020 geben.

1. Was ist das ?


Das aktuelle Gesetz in der Form wie wir es kennen ist seit 1985 in Kraft.
Der Staat ist dafür da uns vor kriminellen Handlungen und Gewalt jeglicher Art zu schützen.
Versagt dieser Schutz, so muss der Staat dafür haften, besonders dann, wenn man durch die Gewalteinwirkung im Leben
sich nicht mehr komplett um sich selbst kümmern kann (Stichwort Erwerbsunfähigkeit, Pflege, Krankenbehandlung etc.).

2. Welche Unterstützung gibt es durch das OEG?

 

- Heil- und Krankenbehandlungsleistungen (Bspw. Psychotherapie)
- Fürsorgeleistungen (Rehabilitationskosten für Teilnahme am Arbeitsleben, Haushaltskraftunterstützung etc.)
- Rentenleistungen (umgsp. Opferrente, bei Schädigungsfolgen ab 50%)
- Rehamaßnahmen (Kuraufenthalte, Mutter-Kind-Kur etc.)
- Angehörige, Witwen, Eltern und Waisen haben ebenso Anspruch
- Verstirbt das Opfer wird Bestattungs- und Sterbegeld gezahlt

Für die meisten wird die Rentenleistungen relevant sein, da die anderen Leistungen oftmals auch auf anderem und nicht gar so "beschwerlichen Wege" erhalten werden können.
Der Umfang vom OEG ist allerdings sehr viel grösser als der der Krankenkassenzahlungen (Stichwort: Fahrtkosten zum Arzt, zusätzliche ambulante  Therapiestunden, Kunsttherapie etc.).

3. Vorraussetzungen

- Je schneller desto besser, der Ausgang eines Strafverfahrens oder ähnliches muss nicht abgewartet werden
- Die Tat muss auf deutschem Gebiet stattgefunden haben
- ein sog. "vorsetzlich begangener rechtswidriger Angriff" oder bei rechtmässiger Abwehr dessen, hinterlässt bleibende Schäden
- Nach der Tat(en) muss dringend dies der Polizei gemeldet werden und Strafanzeige erstattet werden
Ausnahmefälle können (müssen aber nicht!) in besonders belastenden Fällen (wie sex. Gewalt) die Regel der Strafanzeige aushebeln.

4. Welche Gründe der Ablehung eines Antrages gibt es

- Antragsteller unterlässt es den Sachverhalt wohlwollend zu unterstützen und zur Aufklärung beizutragen
Dies ist natürlich recht schwammig, nicht jeder Antragsteller hat die Möglichkeiten tatsächlich derart "mitzuhelfen".
Das Probleme aber aus der anderen Perspektive ist, dass ohne eine neutrale klare Feststellung der Tat oder der Taten, man nicht die Leistungen
geben kann. Es muss nun mal möglichst "gerecht" sein und schwarze Schafe ausgesiebt werden.

Vereinfacht dargestellt: Drei Kinder streiten, die Vase geht zu Bruch. Der Vater kommt und fragt beide was los ist. Kind A sagt er war es nicht, B hat sie heruntergeschmissen.
Kind B schweigt und sagt nichts.
Woher soll der Vater wissen was nun genau passiert ist? Ein Kind sagt nichts, das andere bei Befragung sagt das andere Kind war es.
Schwierig also und das ist eines der problematischen Moment für alle Antragsteller:
Man muss damit rechnen aktiv zu unterstützen, angetickt zu werden durch die Wiederaufarbeitung usw.
Es mag sein, dass dies psychisch nicht aushaltbar ist, aber wenn man die Leistung erhalten möchte, muss man sich der ganzen Sache sehr hart stellen.

5. Was muss ich tun

- Nachteile für Leistungsrückforderungen bei durchgegangenen Antrag müssen schriftlich eingereicht werden
- Gründe für den Verzicht der Strafanzeige müssen gut und juristisch korrekt schriftlich dargelegt werden
- Durch ein Antragsformular (formlos würde ich als direkt Betroffener schlicht ausschliessen, immer mit den vorgesehenen Formularen den Antrag stellen!)
Also mit Formularen der Landesversorgungsbehörden oder mit Hilfe des bundeseinheitlichen Antragsformulars.
- als Angehöriger kann dies formlos erfolgen, weil es keinen einheitlichen Vordruck gibt

6. Bei Ablehnung des Anspruchs

- Innerhalb eines Monats muss Widerspruch eingelegt werden, folglich wird der Sachverhalt nochmal geprüft
- Wird auch dies abgelehnt hilft nur noch der Gang zum Sozialgericht, innerhalb eines Monats Klage einreichen!

7. Worauf muss man sich einstellen, wenn man OEG beantragt?

1. Das ganze Verfahren kann langwierig werden, lohnt sich bei einem positiven Entscheid aber sehr
2. Man ist ein "gläserner Mensch", da die gesamten finanziellen Verhältnisse, sowie psychische und physische Zustände offengelegt werden
3. Ohne eine gute Beratung vor dem Antrag und auch während des Verfahrens ist man schlichtweg aufgeschmissen (alleine was die Rechtssprache angeht)
4. Es ist gut möglich, dass der Antrag abgelehnt wird, man sollte sich vorher im Klaren sein, wie man dann handeln möchte und wie viel Aufwand man bereit ist auf sich zu nehmen (Beratungsstelle!)
5. Es wird immer ein Nachweis wer der Täter ist benötigt (Ausnahmen in gesondert schweren Fällen möglich)
6. Es ist und bleibt ein Behördenspiel, was kräftezehrend und anstrengend sein kann

8. OEG oder Fond "Sexualisierte Gewalt im familären Bereich"?


[unter Bearbeitung]

7. Gut zu wissen

- Die Ablehnungsquote variiert von Bundesland zu Bundesland: Schleswig-Holstein (66,2 Prozent), Hamburg (54,2 Prozent) und Sachsen-Anhalt (54 Prozent), am niedrigsten in Sachsen (38,6 Prozent), Niedersachsen (38,9 Prozent) und Rheinland-Pfalz (42,4 Prozent).
- die Leistungen, sofern der Antrag durchging, werden vom TäterIn zurückgefordert (!), bei Einzelfällen kann aber auch dies ausgesetzt werden
- es gibt kein Schmerzensgeld
- Materielle Dinge werden nicht gezahlt
- Ohne fachkundige Unterstützung wird er höchstwhrl. abgelehnt, unbedingt Anwalt oder Beratungsstelle aufsuchen (siehe Links)
- Leistungen werden erst ab dem Datum der Antragsstellung erbracht und somit nicht rückwirkend
Ausnahme ist, wenn der Antrag 12 Monate nach der Gewalttat gestellt wird, dann kann auch rückwirgend Leistung erfolgen.
- Einzig das Gericht entscheidet ob die Angaben des Gewaltopfers wahrscheinlicher sind als dass das nicht stattgefunden habe (Urteil vom 15.12.2016 B 9 V 3/15 R)
- Geldrente wird erst gezahlt, wenn die Erwerbsminderung von mind. 30% eingetreten (Gutachter stellen bei den Folgen einer Vergewaltigung meistens einen niedrigeren Grad fest!)
- Rechtsschutzversicherung zahlt meistens die Kosten für Rechtsanwalt und den Rechtsstreit
- Prozesskostenhilfe kann ebenfalls vom weissen Ring getragen werden
ℹ Informationen zur PKH : https://www.privatinsolvenz.net/prozesskostenhilfe 

Unter diesem Link (keine Gewähr, kurz überflogen daher bitte selbst in den Browser eingeben) findet man nach freundlicher Information per E-Mail an mich von Frau Silvan Rosengrün:

• Was ist Prozesskostenhilfe (PKH)?
• Wer bekommt Gerichtskostenbeihilfe? – Voraussetzungen für die Bewilligung der PKH
• Gibt es für die Gewährung von Prozesskostenhilfe eine Einkommensgrenze?
• Welche Folgen hat die Gewährung von Prozesskostenhilfe?
• In welchen Rechtssachen wird Prozesskostenhilfe gewährt?
• Gibt es Prozesskostenhilfe in der Privatinsolvenz?
• Prozesskostenhilfe erhalten: Rückzahlung trotz Privatinsolvenz erforderlich?

- Fahrtkosten zu Gutachtern und Co. (womit man fast immer rechnen muss) können bei Mittellosigkeit erstattet und vorrausgezahlt werden
- Die Dauer eines Verfahrens geht sehr häufig über 2 Jahre
- Abgelehnt wird meistens wegen mangelnder Glaubwürdigkeit oder schlicht kein Rechtsanspruch, seltener weil keine Anzeige gestellt wurde (zumindest im Bezug auf sexualisierte Gewalt, wo es schlichtweg schwer ist)

Wer hilft mir beim Antrag:

Den Antrag herunterladen um die ersten Stichpunkte zu erhalten:
https://lsjv.rlp.de/de/unsere-aufgaben/soziale-entschaedigung/opfer-von-gewalttaten-opferentschaedigungsgesetz-oeg/

Der weisse Ring kann als erste Informationsquelle genutzt werden. Dort kann auch weitervermittelt werden.
http://weisser-ring.de

Das BMAS  (Bundesministerium für Arbeit und Soziales) wäre auch eine Anlaufstelle ganz generell und grob gesagt, aber die Anfragen sind dort meist so gross, dass man Monate (!) auf Antwort warten muss.
http://www.bmas.de

Für schnelle Hilfe auch beim Thema Antrag und OEG hilft das staatlich geförderte Hilfetelefon für Frauen.
Dort kann man sich weitere Informationen holen, wenn man einen direkten Ansprechpartner braucht (oder auch bei allen anderen Sorgen).
http://www.hilfetelefon.de/

Die Online-Datenbank für Betroffene von Straftaten unterstützt mit Informationen und weiteren Links.
http://www.odabs.org/finanzielle-entschaedigung.html

Anwälte die auf das OEG spezialisiert sind (da habe ich keine Erfahrungswerte) findet man hier:
https://www.anwalt.de/rechtsanwalt/opferentschaedigungsgesetz.php

Persönlicher Blog zum Thema OEG mit umfassenden Informationen:
http://ichwollteimmerleben.blogspot.de/p/opferentschadigungsgesetz-oeg.html

Eure Linehme


Das würde ich dir raten!

Das würde ich dir raten!

Manchmal helfen Informationen und Gedanken von Betroffenen, die schon weit in der Therapie sind, viel Zeit investiert haben um sich mit seinen Problemen und Sorgen ausseinanderzusetzen. Es richtet sich an alle Betroffenen von Dissoziationen / Diagnose DIS oder DSNNS.

Im Rahmen dieser Probleme habe ich meine Mitglieder folgendes gefragt & Folgende wertvolle Tipps sind zusammengekommen:

1.Was würde ich dir raten, wenn du Zweifel an deinem Erleben (egal ob multiple oder Trauma selbst) hast?


Geh mal nachfragen da in Dir drinnen, was sagen die anderen, wie fühlen sie sich wenn dieses Gefühl kommt, das du dir das vielleicht doch alles nur einbildest.? denk mal nach, als du klein warst ,da haben sie immer zu dir gesagt, nein! das stimmt jetz nicht, du spinnst wohl! du hast viel zu viel Phantasie! nein du lügst!!! Du wolltest es doch auch so.ja genau solche Sachen haben sie dir in den Kopf gepflanzt. und obwohl du wußtest ganz tief in dir drinn,nein das darf nicht sein was da grad passiert, hast du irgendwann angefangen an deinen Gefühlen zu zweifeln, und den anderen geglaubt, und dir eingeredt, die haben recht, weil du verunsichert warst, weil du dachtest, die großen haben immer recht, aber du hast immer irgendwie gewußt das das nicht stimmt, und trotzdem hast du ihnen mehr geglaubt als dir selber.
das ist jetz vorbei, sie hatten nicht recht, sie waren es die logen, glaub an das was du fühlst, egal was es ist, es ist richtig, genau so wie es sich anfühlt, glaub an dich selber, glaube dir, es ist richtig.
~~~
versuche Dir zu überlegen, Du würdest alle diese Dinge von jemand anderem hören,
er erzählt Dir vielleicht von Erinnerungslücken über viele Jahre,
spricht von Körperreaktionen,
sagt was von "unangemessenem" Verhalten in bestimmten Situationen,
Du weißt, daß er/sie jeden Tag kämpft - um ein bißchen Leben...
würdest Du dieses Erleben anzweifeln? Würdest Du daran zweifeln, daß diesem Menschen etwas Schlimmes widerfahren ist??
Nein, würdest Du nicht -
wenn das nicht reicht, dann nimm Kontakt auf mit jemandem, der Dich gut kennt, der ein Stück Deines Weges schon mit Dir gegangen ist,
er wird Dir helfen können, die Dinge wieder im richtigen Licht zu sehen.
Und vergiss nicht: das leugnen und zweifeln hat uns vielleicht über viel Jahre am Leben erhalten, weil wir es vielleicht sonst nicht ausgehalten haben,
es hatte mal eine Funktion... aber wenn Du Dich damit auseinandersetzen willst, dann darfst Du Dir Hilfe holen, wenn Dir wieder "eingeredet" werden soll,
daß das alles so war.
~~~
Zweifel sind immer seine ganz fiese Sache. Ich glaube so ziemlich jeder der sein Erleben in Frage stellt, ob multiple oder Dissoziationen oder Traumaerinnerungen, muß diesen Punkt irgendwann auch überwinden. man kann viele Jahre zweifeln und nicht glauben und alles abstreiten, aber in seinem Inneren ist die echte eigene Wahrheit und die stimmt, egal was das Umfeld sagt und egal wie andere die eigene Vergangenheit erlebt haben.
Ich empfehle hier die radikale Akzeptanz. Akzeptiere, dass du gerade jetzt zweifelst, dass es diese ganzen Gefühle gibt. Akzeptiere, dass du dir auch mal nciht glauben kannst oder anderen nicht glauben kannst. Es wird irgendwann auch vorbei gehen. Frage dich selbst, welchen grund du hast dich selbst zu bescheißen, wozu du dich selbst ganz alleine für dich anlügen solltest, macht das irgendeinen Sinn? Hinterfrage dich kritisch, aber ehrlich!
~~~
Diese Zweifel gehören wohl zur Diagnose, wie unsere Thera sagte. Dennoch gibt es eine innenperson, die vehement alles abstreitet…“kann man denn etwas abstreiten ohne dass dieses etwas nicht existiert?“ Das sagen wir ihr immer. Sie ist auch „absolut gesund“ und sieht gar nicht ein, warum sie eine Therapie machen muss.
Wir raten allen, die starke Zweifelkrisen haben bewusst in sich zu hören und vor allem auch die letzten jahre/Jahrzehnte anzusehen…Es ist nicht möglich Jahrzehnte lang zu spielen oder sich etwas auszudenken oder sich etwas einzubilden. Wäre das so, dann würde jeder freiwillig nach max. einer Woche wieder in den „Normalzustand“ wollen. NEIN- Zweifel wurden uns anerzogen, Zweifeln mussten wir wegen der Unbeschreiblichkeit. Zweifel können auch schützen…alles ist plötzlich nicht real: das Leid, der Schmerz alles…ALLES gibt es scheinbar nicht- DOCH! Das ist alles da!
Sprecht über eure Zweifel. Vertraut euch jemandem an, der euch versucht zu verstehen, weint auch, trauert, weil wir denken, dass die Zweifel auch unterdrückte Gefühle unter sich tragen.
Und zum Schluss: Wir sagen euch…irgendwann zeigen wir eh wieder den Hotsts oder den Zweiflern, dass wir tatsächlich real sind!!!!



2.Als ich das erste mal in der Therapie-Sitzung war, ist es ungefähr so abgelaufen:

ich bin da hin, voller zweifel. voller Angst, das da wieder jemand sitzt , der uns sagt, so schlimm war das doch gar nicht, und überhaupt was wollen sie denn jetzt hier überhaupt, sie haben doch ihr leben voll im griff, und es gibt viele andere denen es viel schlechter geht als ihnen.die anderen therapeuten bekamen iwie immer nur die "funktionierenden"zu <Gesicht.deshalb wahrscheinlich diese Fragen.aber meine jetzige Therapeutin schaute genauer hin, und ließ sich nicht täuschen, und fragte nach.und das war gut so.
mein gEDANKE jetzt dazu.probier aus, teste, es gibt so viele therapeuten die nicht verstehen, aber irgendwo dort draussen ist der richtige für dich und deine geschichte.ganz sicher
~~~
daran kann ich mich nicht mehr erinnern, das ist 27 Jahre her
~~~
Also wenn ich die ersten Stunden bei anderen Theras zum Schnuppern wegnehme (die waren furchtbar), dann war die erste Sitzung glaube ich relativ ruig. Es werden die Probleme abgefragt eine Anamnese gemacht sowas eben. Viel mehr passierte bei mir nicht.

Als ich mich das erste Mal jemandem anvertraut habe, erzählte was in mir los war, hat dieser ungefähr so reagiert:
Also für mich war der Knackpunkt die Multiplizität. Ich habe das vermutet und bin total rumgeflippt, als ich merkte, dass das nicht so ganz aus der Luft gegriffen ist. Mein Expartner hat damals sehr sehr ruig drauf reagiert und unglaublich vorsichtig. Er hat mir gegalubt, bzw. mich darin bestärkt, dass das vieles erklärt. Ich sagte aber auch, dass ich nicht darüber reden will und wenn doch dann nur ganz ganz vorsichtig und aus der Ferne quasi. Ich teilte mit, was ich brauchte, wie ich am besten zurecht komme und das hat er sehr gut eingehalten und akzeptiert.

Eine anonyme Austauschplattform (wie ein Forum, ein Messenger, ein Chat) bringt mir folgendes:
Ich kann ohne Vorurteile was Aussehen, Mimik, Gestik etc. mit sich bringt, mit anderen kommunizieren. Auch mir ist dann das Aussehen udn Co. egal, habe selbst keien Vorurteile gegen andere Menschen. Ich lerne sehr viele verschiedene Perspektiven kennen und mich selbst durch andere besser verstehen. Letztlich kann ich mit meinen Erfahrungen wieder andere unterstützen und das gibt mir das Gefühl wichtig zu sein oder zumindest nicht völlig daneben auf dieser Welt.
Es ist also ein Geben und Nehmen und mir tut das sehr gut als Ergänzung zur Psychotherapie.

Was ich dir noch sagen möchte:
Sei offen für die kreativen Ideen anderer und versuche auch mal etwas davon. Wehr nicht immer gleich alles ab, sondern beschäftige dich mit Dingen die positive Menschen dir mitteilen!
Lass die Zweifel auch mal gut sein und glaube dir all das einfach mal wie es ist.
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Leider waren wir über ein Jahrzehnt „Drehtürpatient“. Wir hatten nicht das Glück gehört zu werden, verstanden zu werden, stattdessen immer mehr und mehr Verletzungen und keine guten Therapieverläufe, auch viel Trauer, Wut und Schmerz haben wir von der Zeit heute noch in uns.
Wir gingen rein wenn wir draußen nicht mehr konnten und sobald es in einer Klinik auszubrechen drohte gingen wir. Sollte ja keiner merken, denn als wir versuchten Theras mitzuteilen, was los ist, ernteten wir nichts Gutes. DANN auf Anraten unserer Neurologin (seit 2001) haben wir eine sehr sehr sehr gute Therapeutin kennengelernt. Ende 2011. Und ganz untypisch für uns aber völlig verzweifelt sagten wir direkt was los ist. Seit dem geht es Step by Step voran. Wir haben nun offiziell die Diagnose DIS und unsere Therapeutin ist einfach super. Sie nahm uns von der ersten Stunde an ernst und begleitet uns immer noch! Das war unser großes Glück. Also, wir sagten konkret, dass wir Viele sind. Noch so einen Spagat hätten wir nicht überlebt!



3.Als ich mich das erste Mal jemandem anvertraut habe, erzählte was in mir los war, hat dieser ungefähr so reagiert:


Hab mich noch nicht so ganz richtig anvertraut jemanden , ok meine family weiß a bisserl bescheid über das warum und wieso und weßhalb ich manchmal so und dann wieder ganz anders bin,ok meine therapeutin weiß jetzt voll bescheid, hat aba schon ein wenig zeit gedauert, haben da ein großes vertrauens problem, mit menschen allgemein. aber sind jetzt froh , das die therapeutin über alles bescheid weiß, und sie hat uns auch damals drauf selber angesprochen, das sie die anderen geshen hat, da ist uns damals aber noch gar nicht so bewußt gewesen wie heute.aber heut ist es echt gut das es so ist, ist dann viel einfacher alles.und sie ist eine ganz liebe.sind froh sie zu haben, sie versteht.
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an das erste Mal kann ich mich auch nicht mehr erinnern, aber vom Grundgefühl habe ich den Eindruck, daß wir schon immer sehr wählerisch waren, wem wir etwas erzählt haben und es eigentlich durchweg nur positiv erleben - auch heute noch.
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Das war unser Partner…10 Jahre sind wir zusammen. Allerdings gab es seitens einiger Innis ein Parallelleben. Leider! Es gab weitere Beziehungen, weiteren Missbrauch etc. Nun leben wir frei mit ihm unter einem Dach. Er hatte sich „sowas“ schon gedacht und war wenig überrascht ;). Wir haben das große Glück, dass er uns fast alle anerkennt, bzw. auch die meisten hier ihn. Er ist der verständnisvollste, aufrichtigste „Uno“, den wir kennenlernen durften. Das schätzen wir sehr.
Es gab aber auch nicht wenige sehr unschöne Reaktionen: Menschen gingen…viele Menschen gingen…Unverständnis, Irre-abgestempelt… eigentlich die ganze Palette…



4.Eine anonyme Austauschplattform (wie ein Forum, ein Messenger, ein Chat) bringt mir folgendes:


es gibt im inet ja echt viele solche foren und ectra. nur leider sind manche , wie ich hörte so gar nicht gut, weil dort viel unsinn über diesen Zustand einer DIS geschrieben wird, und viel verdreht wird, ich kann nur von mir aus sprechen, das beste ist und bleibt dieses hier;0)kann jeder sagen was er will,hier hab icht echt viel neues gelernt, erfahren, vieles davon auch ausprobiert, hier hat mich schon so vieles zum neu nachdenken gebracht, zum neu handeln, zum neue wege einschlagen.hier auch mal kurz sagen muss.danke liebes forum;0)
~~~
ich bewege mich meist nur in Foren - (kein Messenger, kein oder kaum Chat...)
- ich kann etwas formulieren und es festhalten - kann erstmal "wohin" damit
- durch Rückmeldungen und Antworten bekomme ich oft eine neue Blickrichtung
- ich habe das Gefühl, nicht alleine damit zu sein - bin nicht ganz so irre, wie ich mich oft fühle
- werde verstanden, werde "gesehen" und bekomme oft noch hilfreiche Tipps, auf die ich alleine nicht gekommen wäre
- ich bedränge niemanden... d.h. meine Gegenüber entscheiden selbst, wann sie lesen und ob sie antworten - anders als zum Beispiel am Telefon beim persö. Kontakt, da habe ich oft Angst, daß ich jemanden nerve oder störe
- ich kann im Gegenzug auch anderen hilfreich zur Seite stehen
~~~
Leider konnten wir die letzte ganze Zeit nicht hier sein- waren vom Alltag so eingenommen, überfordert und hatten einiges an Innearbeit geleistet…das Forum war uns da nicht möglich. Grundsätzlich ist das sehr wichtig und sehr gut, denn es gibt da draußen Menschen, denen es genauso oder ähnlich geht. Wir sind nicht allein mit dem Vielesein, der kPTBS und all den Begleiterkrankungen. Verständnis und Anerkennung des Andersseins ist so viel Wert. Wir werden das Forum wieder des Öfteren nutzen. Danke an Linehme. Wir sind froh ein kleines, vertrauliches Forum gefunden zu haben. Wir spüren dahingehend Sicherheit.



5.Was ich dir noch sagen möchte:


ja also was ich dir noch sagen will,glaub deinen gefühlen und gedanken, glaub an dich , such dir professionelle hilfe, wenns beim ersten Mal nicht klappt, gib nicht auf.es gibt andere Möglichkeiten, und das aller wichtigste
das musst du wissen. mit der richtigen Therapie die für dich und die anderen passt, wir alles irgndwie besser werden, oder zumindest anders.und das leben an sich, wird leichter, irgendwie, versuch es,und das wichtigste
gib nicht auf,
es lohnt sich weiterzu machen.
~~~
niemand kann je ungeschehen machen, was Dir widerfahren ist,
es ist unfair und gemein, daß Du Dich jetzt mit den Folgen herumschlagen mußt,
aber:
es lohnt sich - es gibt Hilfe und es gibt dennoch eine gute Chance, daß Du unbeschwerter leben lernen kannst.
Du bist nicht alleine und Du kannst es schaffen! Gib bitte nicht auf - Dich nicht, Euch nicht...
~~~
1. AUFGEBEN IS NICH!!! Wir haben so viel geschafft, alle die im Forum sind und alle da draußen, die ebenfalls unter diesen Lebensmechanismen leiden/leben/lieben/kämpfen. Wir leben alle noch. Es hätte auch anders laufen können- es hat einen Sinn und unsere Aufgabe ist es die Generationentraumatas, eigene Traumatas und schlimme Dinge NICHT an unsere Kinder weiter zu geben! CUT.
2. Habt MUT! Ohne Mut tretet ihr auf der Stelle, öffnet euch so gut es geht, denn DAS ist die Chance auf Unterstützung. Verliert auch die Angst vor euren Innis. REDET. Miteinander und mit Vertrauenspersonen im Außen. REDEN REDEN REDEN, WEINEN, FÜHLEN- LEBEN.
3. Zuversicht und Selbstvertrauen! Es ist möglich ein lebenswertes Leben zu führen- wir glauben daran. Der Glaube ist wertvoll! Beginnt euch im innen zu vertrauen- kommuniziert- Konferenzen- immer und immer wieder- beharrlich (dass das nicht so leicht ist wissen wir selbst!) aber mit Übung wird das immer besser.

Liebe Grüße,
Linehme

Depersonalisation Hilfe

Ich habe meine Mitglieder gefragt: Was hilft euch ganz konkret beim Einsetzen des Depersonalisations-Gefühl und folgende Antworten wurden gegeben:

 

5 Dinge die mir helfen nicht in die Depersonalisation reinzurutschen (Vorsorge) oder mir währenddessen helfen wieder rauszukommen:
• Die Vorzeichen kennenlernen und schnelle ingreifen indem ich die Situation davor wechsel / den Raum verlasse
• mich erden indem ich die Beine fest auf den Boden stelle und aufzähle was ich im Raum sehe
• tiefes Ein- und Ausatmen, bis sich die Situation verbessert
• Meinen Skillkoffer zur Hand nehmen und mich mit starken Reizen wieder runterregulieren
• Wenn ich schon mitten in der Depersonalisation bin versuchen mich für andere bemerkbar zu machen, dass sie mir helfen und zum Beispiel mir die Hand massieren

 


 

5 Dinge die mir helfen nicht in die Depersonalisation reinzurutschen (Vorsorge) oder mir währenddessen helfen wieder rauszukommen:
• ich weiß wenn es passiert und kanns zuvor abfangen indem ich mich woanders hinsetz
• ich balle meine Hände zu fäusten und strecke sie
• währenddessen hilft gar nix ausser sich sagen: Eye ich depresonalisiere grad
• dannach versuch cih rauszufinden was der auslöser war und das hilft mir fürs näxte mal
• mehr hab ich nich 

 


 

5 Dinge die mir helfen nicht in die Depersonalisation reinzurutschen (Vorsorge) oder mir währenddessen helfen wieder rauszukommen:
- aus der Situation rausgehen
- starke Skills
- abwarten, bis der Zustand vorbei geht (am besten sitzen oder liegen, jenachdem welcher Zustand gerade angesagt ist)
- anfassen ist nicht gut, außer ich bitte ausdrücklich darum
- sich immer wieder sagen, ich depersonalisiere, das geht vorbei
- sich schmerzen zufügen, damit die Körperteile wieder erscheinen (nicht gerade die beste Lösung, ich weiß)

 


 

Ganz generell hilft vielen Betroffenen auf Dauer:
Duschen, Schlafen, Achtsamkeit, sich einen schönen Tag machen, Sport, Situationen auch aushalten lernen und sich währenddessen selbst helfen lernen.

Natürlich gibt es auch Medikamente die helfen können, Antidepressiva können durch den erhöhten Serotoninspiegel Prozesse im Gehirn aktivieren, welche dies positiv unterstützen. Ich fürchte allerdings, dass man ganz alleine nur schwer dauerhafte Zustände der Depersonalisation in den Griff bekommt.

Depersonalisation

Info: Diese Seite ist nicht aktuell und wird demnächst bearbeitet.

Hier nochmal ein kurzer Umriss, was das genau ist:

Der Verlust des natürlichen Persönlichkeitsgefühls. Die eigene Person (Körper, Wahrnehmung, Fühlen etc.) wird als verändert, fremd, leblos, fern oder unwirklich erlebt. Wahrnehmung von größer / kleiner /dicker / dünner werdenden Körperteilen wie Beinen oder Kopf, der Körper fühlt sich falsch an oder dreht sich, wächst, verändert sich völlig, das Gefühl vom nicht richtig hier sein, oder völlig entfernt, neben sich sein. Völlige Fremdgefühle zur eigentlichen Wahrnehmung des Selbst.


Im Fach-Jargon spricht man bei einer anhaltenden oder einem episodenähnlich verlaufendem Erleben der oben beschriebenen Symptome von einer Depersonalisationsstörung (F48.1 / 300.6). Heißt: wenn dieses Gefühl nicht mehr weggeht oder immer wieder kommt, wie bei einer Migräne, ist das Ganze eine Störung, die behandelt werden muss. Man kann sich als Roboter erleben, das Gefühl haben nicht "echt" zu sein, sich mechanisch zu fühlen oder unwirklich. Selten aber ist die Depersonalisation als Störung einzeln anzutreffen und somit eher ein Symptom von einer übergreifenden psychischen Erkrankung.

Da es sich hierbei um subjektive Gefühle handelt ist das -finde ich- sehr schwer zu beschreiben, denn jeder erlebt so einen unangenehmen Zustand anders. Auch kann er jederzeit auftreten, wenn auch Zusammenhänge mit der Zeit festgestellt werden können. Ein Beispiel für einen Zusammenhang wäre:
Immer wenn der Betroffene in einer "eingeschlossenen Situation" sich befindet, wie in einem engen Raum, einem Aufzug, zu langanhaltende Umarmungen, unter Decken etc. reagiert die Psyche mit der Depersonalisation. Grund hierfür könnte sein, dass es ein oder mehrere Traumatas gibt die mit "eingeschlossen sein" zusammenhängen. Beispielsweise ein Autounfall, bei dem der Betroffene im Auto feststeckte und sich nicht wehren konnte. Oder -klassisch- eine sexualisierte Gewalt-Situation.

Beispiel-Erlebnis mit Derealisation / Depersonalisation:

Ich lag im Bett und wollte einschlafen, der Körper sollte sich eigentlich entspannen. Bei der Entspannung kam es jedoch zur Depersonalisation.
Auf einmal fühlte ich die Größe von mir selbst und dem Bett, ich sah sie also nicht sondern fühlte sie direkt und sie war völlig verzogen, schief und krum. Ich wurde ganz ganz klein, so gefühlt wie ein kleines Stofftier und das Bett riesig groß wie ein ganzes Zimmer. Das Gefühl war extrem unangenehm und dauerte einige Zeit an. Erst als ich es schaffte die Situation zu wechseln und aus dem Bett zu steigen, hörte es ganz langsam auf. Nachdem ich das Licht angemacht habe und mich versichert habe, dass alles noch stimmt von der Größe her war es ganz weg.

Oder:

Ich ging in ein Solarium, schließlich sagt man ja immer, dass sowas helfen soll um depressive Verstimmungen zu lindern. Ich legte mich auf diese Bank und klappte die Röhre zu. Bis dahin war erstmal noch alles in Ordnung. Klar machte ich mir etwas Kopfkino, schließlich bin ich in einer Situation die "gefährlich" enden könnte (ich nicht mehr raus komme) und genau bei diesem Gedanken ging dieses "Morphen" wieder los. Die Röhre wurde riesig, meine Augen waren geschlossen und ich fühlte die Größe. Ich wurde immer dünner und dünner, meine Atmung ging schneller und ich war ähnlich wie bei einer Dissoziation erstarrt, der Frozen-Zustand.
Ich versuchte mich aus der Situation zu befreien, aber es wurde dadurch eher noch schlimmer und mein Körper gehorchte mir nicht, ich konnte nicht aus dem Teil steigen und geriet in innerer Panik. Es fühlte sich so echt an, wie ein Klartraum nur ohne Aufwachmöglichkeit, denn ich war bereits wach.
Erst als die Zeit um war, gefühlt war es ca. 35 Minuten - in real waren es 7 Minuten, ging das Licht aus, die Wärme war weg und die Röhre ging auf. Sofort war ich wieder normal. Normal in der Größe, in der Wahrnehmung.

Ich konnte mittlerweile meine Zusammenhänge rausfinden: Wärme, Dunkelheit und eine Art von "Eingeschlossen sein" oder "umhüllt sein". Nachdem ich das für mich so rausgefunden habe, konnte ich solche Situationen anders begegnen. Folgend ging ich weiterhin ins Solarium, aber mit dem Wissen, dass dies passieren kann und durch meinen kontinuierlichen Versuch nicht mehr reinzugeraten löste ich mich von diesen "Triggern".

Paul Schilder (Jahr 1914) war ein Forscher, der sich besonders der Depersonalisation gewidmet hat und beschreibt das als einen
„Zustand, in dem das Individuum sich im Vergleich mit seinem früheren Zustand durchgehend verändert fühlt. Diese Veränderung erstreckt sich sowohl auf das Ich als auch auf die Außenwelt und führt dazu, dass das Individuum sich als Persönlichkeit nicht anerkennt. Seine Handlungen erscheinen ihm automatisch. Er beobachtet als Zuschauer sein Handeln und Tun. Die Außenwelt erscheint fremd und neu und hat ihren Realitätscharakter verloren.“

Ich finde diese Worte sehr passend.

Der Unterschied zur Derealisation ist: Es geht um die Person an sich, die Persönlichkeit, das Zusammenspiel zwischen "Ich" als Person und die Welt oder Umgebung um mich herum. Im Gegenteil zur Derealisation, welche die Umgebung als unwahr / unwirklich erleben, sich selbst aber als Persönlichkeit wahrnehmen. Gar nicht so einfach zu erklären, oder?

Ein paar hilfreiche Tipps findet ihr hier: 5 Dinge die helfen

Dunkle Personen

Dunkle Personen - Dunkle Persönlichkeiten

ℹ️Dieser Artikel muss auf Grund neuer Erkenntnisse aktualisiert werden 

Da dieses Thema immer wieder mit Fragezeichen besetzt ist und oftmals zu Irritationen bei Angehörigen/Betroffenen fühlt, möchte ich dieses Thema separat behandeln.

Was sind dunkle Personen?

Im Allgemeinen wir unter „dunklen Personen“ von Teilen eines multiplen Systems gesprochen, welche oftmals das System an sich auf den ersten Blick „stören“.
Wie stört man an ein System?
Grundlegend ist ein System im Sinne von Multiplizität dazu da, den Menschen beim Überleben zu unterstützen, es überhaupt am Leben zu erhalten.

Aber wie in jeder Gemeinschaft gibt es Personen welche die Gruppe auf irgendeine Art und Weise „stören“. In einer Schulklasse sind das vielleicht die Rüpel, welche andere durch patzige oder fiese Antworten ärgern, Clowns die andere oder auch den Lehrer veräppeln und ständig den Unterricht stören etc. Jedoch sind auch diese Störenfriede auf eine gewisse Art und Weise wichtig für die Klasse und den Lehrer. Manchmal halten sie das Gleichgewicht in Waage oder bringen durch ihre Art und Weise / ihre anderen Gedanken die Gemeinschaft weiter nach vorne.

Ähnlich kann man das auf die „dunklen Anteile“ in einem multiplen System übersetzen. Leider fallen sie oftmals durch folgende Punkte auf:
• Aggressive Worte (im inneren durch bösartige Sätze, im äußeren durch aggressives, unberechenbares Verhalten)
• Selbstverletzendes Verhalten / Suizidgefährdung / Selbstmordgedanken, Suizidvorbereitung (Aussagen wie „Ich bringe uns alle um“ sind nicht selten zu finden)
• Generell destruktives / systemschädigendes Verhalten
Täterintrojekt (Verherrlichung von Täter-Taten oder Täter-Aussagen etc.)
• Konträre Weltansicht (Andere Glaubensrichtung, Hass auf Menschengruppierungen etc.)
usw.

 

Woher kommt diese Bezeichnung?

Mir persönlich ist keine „Quelle“ bekannt, die verdeutlicht, wann diese Bezeichnung das erste Mal verwendet wurde. Ich denke es wurde irgendwann versucht von Multiplen oder Ärzten die verschiedenen „Charaktere“ in Gruppen einzusortieren und zu verallgemeinern.

Von Betroffenen selbst wird diese Bezeichnung teils verwendet, teils abgelehnt oder überhaupt nicht als Gruppierung seiner Selbst wahrgenommen. Das heißt für einige ist ganz klar, dass es „dunkle Anteile“ gibt und diese sind auch bekannt und soweit klar unterscheidbar, für andere wird diese Bezeichnung als diskriminierend wahrgenommen worden und schlicht nicht verwendet oder sogar allergisch darauf reagiert.
Wiederrum weitere kennen das in der Art überhaupt nicht, haben keine solchen Teile in sich oder können mit der Beschreibung oder Kategorisierung überhaupt nichts anfangen.

Man kann also keinesfalls sagen, dass jeder multiple Mensch „dunkle Personen“ in sich trägt! Das ist wichtig zu wissen, denn Fragen von Außenstehenden wie „Na wie heißen deine Dunklen?“ können verletzen, aggressiv machen oder völlig daneben sein.

Täterintrojekt = täteridentifizierte Innenpersonen = dunkle Persönlichkeiten?

Oftmals wird in einem Satz Täterintrojekt und dunkle Personen synonym verwendet. Ich persönlich denke, dass es auch hier wieder Unterschiede und Differenzierungen gibt. Dadurch, dass es keine feste Beschreibung oder allgemein gültige Erklärung zu diesem Begriff existiert, gibt es auch keine Regelung wie ein Betroffener diese Bezeichnung für sich selbst wahrnimmt oder was für den Betroffenen stimmig ist.

Somit können wir festhalten: Ein dunkler Anteil kann täteridentifizierend sein, kann als Täterintrojekt existieren, kann programmiert sein aber umgekehrt muss dies nicht genauso sein. Alles kann nichts muss.

Ganz generell will ich aber sagen, dass dunkle Anteile oftmals täternah agieren und dies verallgemeinert so auch wahrgenommen wird (von Angehörigen wie von Betroffenen).

 

Wie erleben Betroffene diese Teile ihrer Selbst?

Viele beschreiben diese Persönlichkeitsanteile als sehr aggressiv, negativ, gewalttätig oder sogar auch sadistisch. Oftmals wird berichtet von destruktivem Verhalten, dass dem System mit Absicht geschadet wird durch besonders schlimme Verletzungen am Körper der durch diese Anteile ausgeübt wird. Häufig überfordert es die Betroffenen, da auch ein „normaler Kontakt“ in Form von inneren Gesprächen meistens nicht möglich ist oder auch nicht gewünscht wird (von beiden Seiten).

Bei Betroffenen von organisierter Gewalt kann diese Gruppierung den Menschen wieder zu den Täter-kreisen führen, zurückbringen oder diese kontaktieren (dies müßen somit keine programmierten Persönlichkeitsanteile sein).

Seelische und körperliche Gewalt ist somit nicht selten, für den Großteil der Betroffenen werden sie als sehr bedrohlich wahrgenommen. Genauso gibt es aber auch Betroffene, die sich arrangiert haben, mit ihnen gemeinsam leben oder sie auf irgendeine Weise integriert haben ihn ihr Selbst.

Wie erleben Angehörige diesen "Zustand"?

Für sehr viele Angehörige sind diese Zustände sehr gruselig, beängstigend und bereiten Sorgen. Meistens werden sie auch als extreme Stimmungsschwankungen erstmals wahrgenommen. Vermeintlich „plötzlich“ verändert sich die Weltanschauung, die Sprache, Stimme oder Haltung des Gegenübers und eventuell wird der Angehörige verbal oder auch physisch angegriffen. Manchmal wird auch lediglich die Meinung mitgeteilt und das kann manchmal sehr irritierend für Außenstehende sein.

Welche Funktion haben diese Persönlichkeits-Anteile?

Gerne wird unter dem Mantel der Destruktivität vergessen, dass „dunkle Persönlichkeiten“ zum Überleben des Betroffenen maßgeblich mitverantwortlich sind. Das klingt erst mal völlig daneben, schließlich sind sie oft so destruktiv und stoßen gerne jegliche Hilfe von professioneller Seite oder sozialer Seite von sich weg.

Oftmals haben diese Teile des Selbst auch sehr positive Eigenschaften, die gerne übersehen werden:
• Unerschrockenheit
• Großen Mut
• Angstlosigkeit
• Unglaubliche Energie / Kraft (etwas zu bewirken, etwas durchzusetzen etc.)
• Möglichkeiten andere Innenanteile zu beeinflussen (kann man auch positiv nutzen!)
• Durch die andere Weltansicht auch andere Ideen und kreative Lösungen

Diese positiven Kräfte muss man nur nutzen lernen, die destruktiven Wege in eine gesunde Bahn lenken und schon hat man die Möglichkeit aus diesen vermeintlich schlechten Ansätzen große System vor Gefahr schützen. Können verschiedene Gestalten annehmen und durch Imagination gestärkt werden.">Beschützer zu konstruieren.

Natürlich ist dies so nicht immer möglich und manchmal helfen nur Sofort-Maßnahmen wie die Imagination jener Teile in einen separaten inneren Raum oder ähnliches um den Körper und das „Innen“ kurzzeitig zu schützen.

Aber welche Funktion besteht nun letztlich? Eigentlich ist es die Gleiche wie bei allen anderen Teilen des Selbst: Überlebensmechanismus. Die Abspaltung von täteridentifizierenden Gefühlen / Taten etc. und der damit verbundenen Erinnerung hat genauso seinen Sinn als kreative Überlebensmöglichkeit wie bei allen anderen Anteilen.

 

Wie geht man als Betroffener mit solchen Teilen um?

Wie bereits beschrieben erleben viele Multiple diese Anteile als bedrohlich, beängstigend und würden sie gerne früher als später irgendwie loswerden. Zumindest ist das die Erfahrung die ich gesammelt habe.

Ganz generell empfehle ich Betroffenen die Kommunikation zu verbessern oder überhaupt aufzubauen, denn wenn erst mal klar ist, dass ein solcher „Störenfried“ da ist und das beobachtet wird (und man selbst das nicht möchte, was der Teil tut oder sagt), ist die Not meistens besonders groß.

Eine gute Möglichkeit um die Kommunikation zu beginnen kann in der ambulanten Therapie erfolgen, denn Therapeuten kennen meistens viele Möglichkeiten um eine innere Kommunikation zu beginnen oder zu stärken.
Manchmal ist aber selbst das nicht möglich, weil eine innere Kommunikation nicht funktioniert wie es im Buche steht oder sich alles in einem weigert so eine Möglichkeit aufzugreifen. Dann bleibt meistens nicht viel, als versuchen andere Kommunikationswege zu verwenden, Briefe zu schreiben, auf den Teil beruhigend einreden oder versuchen rauszufinden woher der Teil kommt und was er „will“ oder welche „Aufgabe“ er hatte und heute hat.

Was meistens nicht viel hilft ist die totale Ablehnung, das verstärkt das Verhalten meistens. Ich denke ein guter Weg sind erst mal immer Kompromisse oder auch ganz zu Beginn die radikale Akzeptanz. Auch sollte eine Möglichkeit gegeben werden, dass dieser Teil sich ausdrücken kann irgendwie, durch Malen, Basteln, altes Geschirr kaputt machen, lautes Schreien und so weiter. Das wichtigste ist: Darüber reden, sprechen und ausdrücken! Man sollte solche Teile – so schambesetzt sie manchmal sind – nicht ignorieren und für sich behalten.

 

 

© Linehme

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