"Mythos" rit. Gewalt - Online Community

ℹ️ Diese Seite ist nicht aktuell und wird demnächst bearbeitet.

Seit vielen Jahren nun beobachte ich die deutschsprachige Online-Community zum Thema dissoziative Identitätsstörung und Dissoziationen. Ich kenne soweit alle größeren Seiten, Blogs und Foren, beobachte ob sie noch aktiv genutzt werden oder sich im Sand verlaufen.

Seit einigen Monaten, konkret bereits um Januar 2018 bemerke ich einen seltsamen Rückgang von Angeboten Betroffener für Betroffene. Websites sind plötzlich und ohne Information nicht mehr erreichbar, Foren werden geschlossen, Blogs nicht mehr gepflegt und viel Auftritte die zuvor über Jahre ein fester Bestandteil für Informationen über DIS & Co. waren vom Netz genommen wurden.
Einerseits ist es nicht ungewöhnlich, dass Websites irgendwann aus Gründen wie DSGVO & Co. / fehlende Zeit oder Interesse vom Netz genommen werden. Das Forensterben ist nicht erst seit diesem Jahr ein mir bekanntes "Phänomen", begründet durch soziale Medien wie Facebook und Twitter werden so schneller andere Arten von Kommunikation gewählt.

Auffällig ist, dass aktuell besonders intensiv daran gerarbeitet wird das Thema satanisch-rituelle (sexuelle) Gewalt als Mythos abzustempeln oder als Hirngespinnst von "opfermachenden Therapeuten" zu betiteln. In den Jahren zur Dutroux oder Höllenleben-Zeit war vorallem der Tonus einiger nennen wir sie "Vereinigungen" (ich gehe hier nicht von Einzeltätern aus), dass die dissoziative Identitätsstörung shclicht nicht existiere und lediglich eingeredet wird von xyz oder die Betroffenen nur nach Aufmerksamkeit haschen. Mittlerweile stelle ich fest hat sich der Inhalt geändert, es wird mitgeteilt, dass es DIS zwar gäbe, aber mit Sicherheit keine organisierte Gewalt mit Sektenhintergrund.

Es sind keine einzelnen Menschen die parallel und unabhängig voneinander derartigen Lügen verbreiten und mit vermeintlich "wissenschaftlich fundierten" Arbeiten das genau untermauert wird. Zusätzlich werden sehr gerne Wissenschaftler, Professoren und Doktoranten miteingespannt, wo nicht ganz klar ist ob jene auf der Gehaltsliste stehen (ergo Geld mit der organisierten Ausbeutung in welchem Rahmen auch immer verdienen) oder schlicht um ihr Leben bangen.
Ich erkenne, dass Veranstaltungen zur täternahen Gegendemonstration verbreitet werden. Auch hier findet man Polizisten, Kirminalpsychologen, Richter und Co. die einen größeren Namen haben und daher sehr gerne eingeladen werden.

Weiterhin werden Belege dafür herangezogen, dass rituelle Gewalt nicht existiere und genau hier haben wir einen großen Fehler: "Bewiesen werden kann nur, dass etwas existiert, nicht dass etwas nicht existiert" (Zitat aus dem Artikel des Betroffenenrates, siehe Link am Ende des Beitrages).

Es ist mehr als gruselig, wenn man feststellt, dass sogar Betroffene sich "plötzlich" auf die andere Seite stellen und ihre Webangebote schließen um Vereinigungen beizutreten, die offensichtlich aus täternahen Kreisen bestehen. Das zeigt vorallem eines: Aktuell wird besonders intensiv versucht "verloren gegangene Schäfchen" wieder einzufangen.
Von Betroffenen organisierter Gewalt ist mir auch bekannt, dass viele mit starken körperlichen Symptomen aktuell zu kämpfen haben, mehr als normal, mehr als üblich. Sicher auch Betroffene werden nicht älter, trotzdem ist es erwähnenswert, da es auffällig ist im Vergleich zu den Vorjahren.

Um anderen eine Hilfestellung zu geben, die auf irgendeine Art und Weise mit dem Thema in Berührung kommen oder kamen, empfehle ich hier zwei deutschsprachige Links:

www.beauftragter-missbrauch.de

Ein Artikel vom Betroffenenrat vom 03.07.2018, welcher ein Statement zum Umgang mit ritueller Gewalt ausgearbeitet hat.

www.infoportal-rg.de

Ansammlung von Gerichtsurteilen und wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema "Rituelle Gewalt".

Ich kann nur empfehlen sich ein eigenes Bild zu machen und zu lernen echte Fake-News und täternahe Websites selbst zu erkennen.

Linehme

 

ICD 11 - Was ist neu im Spektrum der diss. Störungen?

ICD-11

Das Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen in der 11. Ausgabe.
2019 wird die Version auf der Weltgesundheitsversammlung verabschiedet und soll offiziell ab Januar 2022 gelten. Für die Einführung in Deutschland sind noch keine näheren Informationen bekannt.
Im Mai 2019 wurde ICD-11 von der WHA72 erfolgreich verabschiedet. Besonders im Themengebiet von Dissoziation & Co. hat sich einiges verbessert und geändert!

Hier möchte ich ein paar der Änderungen hervorheben:

ICD11
6B60 Dissoziative neurologische Symptomstörung
6B61 Dissoziative Dissoziation Überlebensstrategie: Trauma bleibt unbewusst gespeichert und kann erst nach Jahren auftauchen.">Amnesie
6B62 Trance-Störung
6B63 Trance- und Besessenheitszustände
6B64 Dissoziative Identitätsstörung
6B65 Partitielle dissoziative Identitätsstörung
6B66 Depersonalisierungs- und Derealisationsstörung
6E65 Sekundäres dissoziatives Syndrom
6B6Y Andere spezifizierte dissoziative Störungen
6B6Z Dissoziative Störungen, nicht spezifiziert  

6B40 Posttraumatische Belastungsstörung
6B41 komplexe Posttraumatische Belastungsstörung
6B42 Verlängerte Trauerreaktion
6B43 Anpassungsstörung

Im Vergleich dazu ICD10 F44.-:


Dissoziative Störungen [Konversionsstörungen]
Dissoziative Dissoziation Überlebensstrategie: Trauma bleibt unbewusst gespeichert und kann erst nach Jahren auftauchen.">Amnesie
Dissoziative Fugue
Dissoziativer Stupor
Trance- und Besessenheitszustände
Dissoziative Bewegungsstörungen
Dissoziative Krampfanfälle
Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen
Dissoziative Störungen [Konversionsstörungen], gemischt
Sonstige dissoziative Störungen [Konversionsstörungen]
Ganser-Syndrom
Multiple Persönlichkeit(sstörung)
Transitorische dissoziative Störungen [Konversionsstörungen] in Kindheit und Jugend
Sonstige dissoziative Störungen [Konversionsstörungen]
Dissoziative Störung [Konversionsstörung], nicht näher bezeichnet

F43.-:

Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen
F43.0    Akute Belastungsreaktion
F43.1    Posttraumatische Belastungsstörung
F43.2    Anpassungsstörungen
F43.8    Sonstige Reaktionen auf schwere Belastung



Definition Trauma nach ICD11

PTBS    extrem bedrohliches oder entsetzliches Ereignis / Reihe von Ereignissen
kPTBS " & länger andauernde / wiederholte Ereignisse, bei denen Flucht schwierig / unmöglich ist

Zusätzlich zur PTBS bestehen folgende Symptome:
1) Schwere und tiefgreifende Probleme der Affektregulation;
2) Andauernde Ansichten über sich selber als vermindert, unterlegen oder wertlos, verbunden mit schweren und tiefgreifenden Gefühlen von Scham, Schuld oder Versagen in Verbindung mit dem traumatischen Ereignis; und
3) Andauernde Schwierigkeiten in tragenden Beziehungen oder im Gefühl der Nähe zu anderen.

Mit dem ICD wurde (endlich) die kPTBS eingeführt, da zuvor im ICD10 ignoriert wurde, dass anhaltende Gewalterfahrungen besondere posttraumatische Folgen beinhalten kann.
Bis dato wurde zwar immer wieder Betroffenen die kPTBS "diagnostiziert", allerdings ohne Anerkennung im ICD.

DNSS Dissoziativ-neurologische Symptomstörung mit...
(Hier werden die körperlichen dissoziativen Symptome der Wahrnehmung (Sensorik, Motorik) zusammengefasst. )

6B60.0 Visuelle Beeinträchtigunge (Visuelle Verzerrungen, Tunnelblick, Halluzinationen, Blindheit)
6B60.1 Akustische Beeinträchtigung (Akustische Halluzinationen (Unspezifisch), Hörverlust, dissoziatives Stimmenhören)
6B60.2 Schwindel oder Benommenheit
6B60.3 Andere sensorische Beeinträchtigungen (Brennen, Schmerzen, Kribbeln, Anspannung, Gefühllosigkeit, oder andere Symptome im Zusammenhang mit Berührung, Geschmack, Geruch, Gleichgewicht, Tiefensensibilität, Bewegungssinn oder Temperatursinn.)
6B60.4 Nicht-epileptische Krampfanfälle / mit Beeinträchtigungen des Sprechens
6B60.5 Beeinträchtigungen des Sprechens
6B60.6 Parese oder Schwäche
6B60.7 Beeinträchtigungen des Gangs
6B60.8 Chorea, Myoklonus, Tremor, Dystonie, Gesichtsspasmen, Parkinsonismus, Dyskinesien
6B60.9 eingeschränkte kognitive Leistungsfähigkeit von Erinnerung, Sprache oder anderen kognitiven Bereichen

Ich finde es passend, dass die unterschiedlichsten dissoziativen Erlebnisse einen Namen erhalten und somit auch eine Chance zur Heilung. Ich kenne sehr viele Betroffene, die unter dissoziativen Krampfanfällen, BEwegungsstörungen oder sensorische Beeinträchtigungen haben.


Dissoziative Indetitätsstörung (mit dem ICD11 erneut offizialisiert!)
Zuvor noch die multiple Persönlichkeitsstörung, nun endlich passender die DIS. Auch wenn ich selbst gerne von dissoziativer Identitätsstruktur spreche, da der Überlebensmechanismus ansich für mich keine negativ behaftete "Störung" ist, bin ich froh darüber, dass sie erneut hervorgehoben wird. Empfohlen wird zur Diagnose das TADS - Interview empfohlen. Die Validierungsstudie des TADS-I hat im Herbst 2015 begonnen.
Unter anderem wird hierbau auch der Verdacht auf Imitation von DIS, bzw. eine falsch positive Diagnose durch andere beleuchtet.



Für multiple Menschen besonders relevant:

Die Abstufung zur "Partielle dissoziative Identitätsstörung"

Gekennzeichnet wird diese Diagnose durch eine Störung des Identitätserleben, bei der es mehrere unterschiedliche dissoziative Identitäten mit ausgeprägtem eigenen Erleben existieren. Dabei wird ein Persönlichkeits"zustand" als führend / dominant erlebt und ist für die alltäglichen Aufgaben" zuständig, wird aber von nicht dominanten Anteilen beeinträchtigt und in seinem Doing gestört. Das wird oft als sehr störend und bedrohlich (für die Alltagsfunktionalität) erlebt.

Der Unterschied zur dissoziativen Identitätsstörung (6B64) besteht darin, dass die Persönlichkeitsanteile nicht immer wieder anhaltend (und ggf. über einen langen Zeitraum) die Kontrolle übernehmen, sondern eher episodisch "reinfunken".
Die Spaltung zwischen Persönlichkeits"zuständen" ist weniger ausgepregt und es bestehen normalerweise keine Amnesien, aber eben teildossoziierte Handlungen auf.
Natürlich müssen andere Störungen ausgeschlossen werden, damit die "TDI" diagnostiziert werden kann wie: Nervensystemserkrankungen / andere neurologische Störungen / Auswirkungen von Medikamenten/Drogen, Schlaf/Wacherkrankungen etc.

Die Symptome führen letztlich zu einer starken Beeinträchtigung im Alltag, familär, sozial, schulisch, arbeitstechnisch etc.

Ich finde es gut, dass mit der pDIS die Facetten des multiplen Erlebens aufgegriffen werden. Zuvor hätte man die Symptome der pDIS unter DSNNB laufen lassen, da durch fehlende Amnesien die DIS kategorisch ausgeschlossen wurde.

 

Linehme

 

Partielle dissoziative Identitätsstörung | ICD 11


Das Dissoziations-Spektrum erklärt: pDIS

Partial dissociative identity disorder - pDID / Partitielle dissoziative Identitätsstörung pDIS
(Complex Dissociative Intrusion Disorder - CDID / komplexe dissoziative Intrusionsstörung - KDIS)

Die Arbeitsgruppe, rund um die dissoziativen Störungen beim ICD11, hat den Vorschlag veröffentlicht, dass das Zustandsbild der DSNNB (dissoziative Störung nicht näher bezeichnet) soll in die oben genannte Störung umbenannt werden.
In der TT [1]Band I und II (2016) hat Nijenhuis die pDIS als "minor DID", also nicht voll ausgeprägte DIS bezeichnet. Dieser Vorschlag wurde in das ICD11 übernommen und soll das Erlebnisbild besser verdeutlichen. [1]

Dissoziation - Früherkennung

Manchmal ist es gar nicht so einfach herauszufinden, ob denn nun eine Dissoziation besteht oder wie man das verstehen soll.

Betroffene fragen sich, ob der Zustand der wahrgenommen wird, bereits unter das Schlagwort Dissoziation zusammenzufassen ist.
Da dies einerseits nur durch einen dafür ausgebildeten Arzt gut abgeklärt werden kann, andererseits es bei jedem sehr unterschiedlich wahrgenommen werden kann, habe ich eine Umfrage im geschlossenen Forum gestartet:

Wann fängt bei dir eine Dissoziation an und wie äußert sich dies?


bei mir gibt es in dem Sinne keinen Vorlauf.

Ich nehme aber z.B. manchmal war, dass die Dissoziation sich bereits "hinten"- also in mir, aber nicht im vorderen Bereich, sondern im hinteren Bereich
bereits vollzogen hat. Das heißt ich bin dann doppelt da- einmal das Jetzt-Ich vorne und dann das dissoziierte-Ich hinten. In diesem Fall ist es leichter evtl. die vollkommene Dissoziation noch abzuwenden- also das das dissoziierte -Ich nicht nach vorne geht und die Situation übernimmt. Ich kann dann noch versuchen in Kontakt mit dem dis-Ich zu gehen...


Ich merke es meistens daran das mir schwindelig wird
Kopfschmerzen bekomme
verschwommen sehe


bei uns ist Dissoziation eher Dauerzustand, ab und zu tauchen wir auf und bekommen etwas mit, dann zebröselt es wieder. Festhaltbar ist der Zustand das wir bei uns sind noch nie gewesen. Es braucht auch nicht viel Auslöser von außen um zu dissozieren, bei uns bleiben gelingt eher in sehr ruhiger reizarmer Umgebung. Der Alltag haut uns immer wieder raus. Von Behandlern/innen wurde oft gesagt, dass wir nicht behandelbar sind wenn wir weiter so viel in dissoziativen Zuständen unterwegs sind.


Ich kann auch nicht viel damit anfangen, wann Dissoziation anfängt. Die Frage wäre: Welche Innenperson ist denn der nichtdissoziierte Zustand? Mein Alltagsteam besteht aus 3 zentralen Innenpersonen. So ganz klischeehaft habe ich da zum Beispiel ernsthaft dieses Bekleidungsproblem, dass alle 3 Alltagspersonen sehr sehr unterschiedlich gut finden, was ich anziehe. Jede der 3 Innenpersonen sieht sich als das einzige Ich - obwohl alle von den anderen wissen.
Mir wurde immer gesagt, ich sei nicht stabilisierbar.
Ich kann oft nicht sagen, wann ich wechsle zwischen den Personen des Alltagsteams, ich merke, wenn ich in Jüngere gewechselt bin, weil ich dann plötzlich so anders spreche. Außenpersonen fällt das oft gar nicht auf - nur denen, die mich gut kennen.
Um eine Innenperson wirklich zu halten brauche ich total reizarme, ruhige Umgebung - Wald ist gut. Und ich brauche die Gewissheit, dass nur Menschen um mich herum sind, die ich sehr gut kenne und bei denen ich weiß, dass keine Gefahr ausgeht.
Um eine jüngere Innenperson zu halten brauche ich Körperkontakt zu einer Bindungsperson, die wirklich im Sinne einer (Eltern-Kind-Bindung) extrem emotional und körperlich dicht ist und mich beschützt.
Ich merke, dass Dissoziation weniger wird, wenn ich Innenpersonen (z.B. das Alltagsteam) mal über ein paar Wochen oder Monate länger halten kann ohne in die Kleinen zu switchen - Problem ist: Das tut dem Gesamtsystem irgendwie nicht gut. Das geht immer nach hinten los. Nicht sofort aber früher oder später.


Und mein Alltagssystem besteht auch aus 3 Anteilen.
Jeder für sich zuständig für bestimmte Bereiche, um den Alltag zu organisieren, wobei sie nicht voneinander wissen,oder wissen wollen , und jeder sich für den einzig Wahren hält.
Die Übergänge sind fließend, je nach Aufgabe oder Anforderung.
Je unruhiger mein Umfeld, um so schneller passieren Wechsel.
Es kann mir auch passieren,wenn ich z.B.kurz vor einer Panikattacke bin, dass ich eine Art Sog - Geräusch wahrnehme, und dann raus bin.


der komplette Wechsel in einen anderen Anteil findet bei mir fast nur noch in der Therapie oder in belastenden Situation bei ärtzlichen Behandlungen statt. Es fängt damit an, dass mein Körper und mein Blick starr werden. Meine Augen gehen oft nach links unten. Meine Atmung wird flach und schnell. Im Sessel oder Stuhl weiche ich etwas nacht hinten zurück. Dann habe ich das Gefühl dass es mich innerlich schüttelt. Manchmal sieht man auch außen etwas. Wenn ein verletzter, kindlicher Anteil übernimmt, weiche ich noch mehr zurück, ziehe mich zusammen und kann nicht mehr reden. Wenn ein aktiver, wütender zerstörerischer Anteil kommt, springe ich meistens auf und laufe planlos los, bis ich auf ein Hindernis treffe. ich bin auch schon aus Räumen oder der Praxis hinausgelaufen.
Dieser ganze Ablauf kann 10 Minuten oder 10 Sekunden dauern. Das ist unterschiedlich.


ganz ehrlich? Ich bemerke Dissoziationen erst, wenn sie da sind oder vorbei sind (realisiere hinterher, das das eben eine Dissoziation war). Und oft auch erst dann, wenn jemand im Außen Rückmeldung gibt. Begleitet werden die Dissoziationen oft von Angst oder einem diffusen Gefühl von Unwohlsein und "irgendwas stimmt hier grade nicht..."
Ist immer ganz unterschiedlich, je nachdem, wie stark die Dissoziation ist und in welcher Form...
Manchmal merke ich, das ein Wechsel bevorsteht, dann sackt meine Energie irgendwie ab, ich kriege das Gefühl, gleich das Bewusstsein zu verlieren. Oft ist das auch begleitet von Schwindel. Hinterher Kopfschmerzen und eine Art Benommenheit.
Ein Frühwarnsystem wäre nicht schlecht.

 

Ich bedanke mich sehr bei allen Mitgliedern, die mir ihre Erlebnisse zur Verfügung gestellt haben. Vielleicht hilft es dem ein oder anderen, das zuzuordnen, was man selbst erlebt.
Dissoziationen und Wechsel bei multiplen Menschen gehen miteinander Hand in Hand.

 

Liebe Grüße,
Linehme

 

 

 

Multiple in den Medien

Das Abbild in den Medien - multiple Menschen in den Medien

-subjektive Wahrnehmung-

In der Öffentlichkeit wird immer das gleiche Bild einem multiplen Menschen in Worte gezeichnet:

"Der Vorzeige-Multi"

Der Hintergrund des Menschen mit DIS liegt immer im rituell-satanistischen Bereich. Das Geschlecht wird immer weiblich dargestellt, die Amnesien zu den Anteilen sind immer vorhanden.

Die Diagnose ist natürlich immer noch völlig umstritten in der Fachwelt und der der sie trägt kommt im Alltag schlecht bis gar nicht zurecht.

Es werden immer Beispiele genannt, die den Haushalt betreffen, also neue Kleidungsstücke, andere Anordnung und so gut wie immer werden vermeintliche Freunde und Kollegen nicht erkannt.

Ganz ohne Frage: Der undiplomatisch ausgedrückte "Vorzeige-Multi" existiert natürlich, mit dem Hintergrund und den ganzen Schwierigkeiten.

Jedoch ist dies eben nur eine Facette des Spektrums eines Menschen der multiple ist.

Sehen wir uns als Beispiel die huffingtonpost.de an:

Dr. Sandra May einer als Politik- und Sozialwissenschaftlerin hat in Zusammenarbeit mit der Diplom-Psychologin Hedda Rühle einen Artikel verfasst.

Erster Abschnitt:

"Normalerweise hat jeder von uns genau eine einzige Persönlichkeit, ein Ich, das uns ausmacht. Gemeint sind damit unsere Gedanken, Gefühle und Erinnerungen - Eigenschaften, die uns einzigartig machen. Doch es gibt auch Menschen, die mehrere Persönlichkeiten, also viele »Ichs«, in sich tragen. Und häufig haben diese unterschiedlichen Ichs keine Ahnung von der Existenz der anderen Persönlichkeiten. "

Auch hier haben wir wieder den typischen Vorzeige-Multi. Die Existenz der anderen Persönlichkeiten ist den meisten System durchaus bekannt, sicherlich nicht alle Teile allen anderen Teilen, aber grundlegend habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein Grundwissen über die Anteile vorhanden ist, vielleicht nicht in dem Ausmaß, aber von Beginn an wissen die meisten, dass sie nicht alleine im Körper sind, aber schlichtweg ohne Diagnose und Kommunikation mit anderen Betroffenen/Professionellen keine Worte für parat haben.

Zweiter Abschnitt:

"Damit sind Sie nicht allein, denn bis heute scheiden sich sowohl in der Fachwelt als auch unter Laien die Geister über die Frage, ob in einem Menschen tatsächlich mehrere Persönlichkeiten leben können.“

Eben nicht. Genau das ist einer der häufigsten Fehler in aktueller Mediengestaltung zum Thema DIS: die Fachwelt diskutiert NICHT über die Diagnose, das ist lange Zeit vorbei. Es gibt genügend Studien, Berichte und Fachliches, was nicht letztlich durch den Eintrag ins ICD oder DSM bestätigt wird! Eine Diagnose die großflächig auf deren pure Existenz diskutiert wird, gibt es nicht als Diagnoseschlüssel.

Diskutiert wird eher über das Thema Ego-State-Disorder, aber die DIS/DSNNS als Zusammenfassung der Symptome eines multiplen Menschen gibt es. Ohne Wenn und Aber.

Ein weiterer Auszug:

"„Besonders an Ostern war es heftig." Wieder macht Tanja eine Pause, ihre Stimme wird leise. Fast flüsternd berichtet sie: „Da gab es dann satanische Feste und Rituale.“

Natürlich haben wir hier auch wieder den typischen Background: Rituelle (sexualisierte) Gewalt / Satanistische Sekte.

Unbestreitbar gibt es große Schnittmengen von Menschen die organisierte Gewalt überlebt haben (und das betrifft nicht nur "Sekten") und daraus resultierende Überlebensmechanismen mit der Diagnose DIS/DSNNS zusammenhängen.

Trotzdem ist das nur ein kleiner Teil.

Es wird oftmals übersehen, dass organisierte Gewalt nur ein Hintergrund ist, der so extrem in der erlebten Gewalt sein kann, dass eine Kinderseele die Aufspaltung als kreativen Überlebensmechanismus wählt.

Besonders häufig zeigte mir die Erfahrung, dass die "typische" häusliche Gewalt, mit zwei im Kindesalter angesiedelten Besonderheiten gekoppelt, ebenso häufig auftritt:

1. Anhaltender sexuelle / psychische Gewalt vertrauter Personen (und hier rede ich nicht nur von der sexuellen Ausbeutung eines Kindes, sondern auch emotionale Kälte, Aggression, anhaltende Verwirrung trotz vielleicht physischer guter Behandlung, kann einen Menschen ebenso brechen)

und

2. Keinerlei Hilfe

Ausnahmslos alle multiplen Menschen die ich kennengelernt habe, ließen bei einem Blick in ihr Lebensbuch bemerken, dass insbesondere in der jungen Lebenszeit keine Erinnerung an Hilfe von außen bestand. Also niemand der sich den Sorgen, Nöten, Ängsten und Gewalttaten annahm oder dem Glauben schenkte.

Oftmals als eingeklammerten dritten Punkt ist mir aufgefallen, dass es mindestens ein Erlebnis gab, an welches sich nicht richtig erinnert werden konnte (sofern überhaupt korrekte Erinnerung vorhanden ist).

Gehen wir weiter in unsrem typischen Beispielartikel:

"Das Erscheinungsbild multipler Persönlichkeiten ist sehr vielfältig. Meist tragen Multiple wie Tanja mindestens zwei Identitäten in sich - allerdings können es auch mehrere Dutzend verschiedene Innenpersönlichkeiten sein, die sich in einem Körper aufhalten. "

Auch hier merkt man wie gut abgeschrieben, aus vielleicht einem Huber-Buch, wurde. Ich kenne nicht einen einzigen multiplen Menschen der NUR zwei Anteile hat! Ich habe auch gefragt, ob irgendwer ein System (ist das dann noch ein System?) kennt mit lediglich 2 Anteilen?

Wenn wir doch mal ganz logisch das betrachten:

Das Gehirn hat in ganz jungen Jahren die kreative Lösung geschaffen oder entdeckt, sich in höchsten Gefahrensituationen (welcher Art auch immer) abzuspalten. Der Fall, dass es nach diesem einen Mal aufhört ist unglaublich unwahrscheinlich. Einerseits wird die Gewalt nicht plötzlich aufhören die den Menschen dazu veranlasst und andererseits wird der Kopf nicht aufhören so zu agieren.

Genau das ist doch das Problem was sehr viele Multiple in den Jahren darauf haben, eben dass das Abspalten nicht so einfach abgestellt werden kann.

Persönlich glaube ich an eine Mindestanzahl von ~10 Anteilen, was nach oben völlig offen ist. Polyfragmentierte Systeme werden eine Zahl von 2 Anteilen sicherlich mit Schmunzeln betrachten.

Andererseits: Natürlich muss man mindestens aus zwei Anteilen bestehen um multiple zu sein. Praxisnah ist diese Zahl aber bei weitem nicht.

Weiter geht’s:

"Bei allen multiplen Persönlichkeiten treten Gedächtnislücken auf. So hat der Host meist nur teilweise bewussten Zugang zu den anderen Persönlichkeitszuständen und erinnert sich kaum an deren Handlungen oder das, was sie gesagt haben. "

Typischer Satz in den Medien.

Nein! Falsch! Es gibt Systeme die beträchtliche oder geringe Gedächtnislücken haben, aber noch lange nicht alle. Der weitaus häufigere Fall ist, dass ein gewisses Co-Bewusstsein bei dem Großteil besteht, wenn auch nicht immer in der Art wie es nicht multiple erleben.

Trotzdem ist es falsch zu behaupten, dass alle multiplen Amnesien zu ihren Anteilen haben oder die ganze Vergangenheit nicht wissen!

Genauso wie auch nicht alle Namen, Schriftarten, Kleidungsstil und Co. haben und erleben.

Viele multiple Menschen sehen "ganz normal" aus, verhalten sich nicht derart auffällig und höchstens in kleinen Indizien erkennt man vielleicht einen Unterschied.

Der letzte für mich kritisch zu betrachtende Absatz:

"Multiple haben große Schwierigkeiten, ihren Alltag zu bewältigen. Das liegt vor allem an den Zeitverlusten und Erinnerungslücken, unter denen sie leiden. Außerdem verwenden sie viel Energie darauf, andere Menschen nichts von ihrer Verwirrtheit und ihrem inneren Chaos merken zu lassen. "

Auch hier wird einfach übersehen, dass es unglaublich viele hochfunktionale Systeme gibt, die ihren Alltag, für andere Menschen, absolut normal leben.

Arbeit, zu Hause, Kinder, Haushalt, Garten, Hund und und und.

Dass dies ein immenser Kraft und Zeitaufwand ist, das wird da natürlich nicht erzählt und wie oft das auch mal schief gehen kann.

Selbstverständlich gibt es - so unterschiedlich alle Menschen eben sind - genauso Systeme die ihr Leben noch nicht so leben können wie sie es sich wünschen. Die allermeisten jedoch bemühen sich auf einen völlig normalen Alltag. Ob das die Arbeit in einer beschützten Arbeitsstelle ist oder die Therapie und somit die Arbeit an sich selbst ist dabei irrelevant.

Korrekt ist allerdings, dass sehr viel Energie zum Verstecken investiert wird.

Warum ist ja klar: der multiple Mensch entstand dadurch, dass er sich in Extremsituationen genauso adäquat anpassen musste. Diese Perfektion in der Anpassung mit anderen Menschen geht im Alter nicht verloren und ist für viele ein Garant für ein möglichst ruhiges/normales Leben.

Geschmunzelt habe ich aber über diesen Abschnitt:

"Häufig gelingt es dabei keiner ihrer Persönlichkeiten, wirklich die volle Kontrolle über den Körper zu erlangen und aufrechtzuerhalten. So wird das Sprechen oder auch Schreiben in diesen Zuständen nicht selten zum Wort-Salat. "

Wie wahr!

Wenn man mit einem multiplen Menschen spricht gibt es nicht selten mal längere Pausen mitten im Satz, mittendrin findet ein neues Wort seinen Platz in der Sprachlücke oder man hat herrlichen Sprachsalat.

Beim Schreiben habe ich es ehrlich gesagt -zumindest in Foren oder in Mails- noch nicht erlebt, denn genau dafür ist das Schreiben da: Man kann nochmal drüber lesen und bevor man etwas abschickt etwas korrigieren.

Ich wünsche mir sehr, dass differenzierter über Multiple berichtet wird und nicht immer nur die Huber-Multiple zitiert wird, sondern auch das Spektrum angerissen wird.

Linehme

 

Quelle: http://www.huffingtonpost.de/sandra-maxeiner/satanismus-multiple-personlichkeit-rettet-leben_b_6045992.html

QR-Code Dis-kussion.de
QR-Code Dis-kussion.de